Die Storys hinter den schönsten Weihnachts-80ern
"Jingle Bell Rock", "Driving Home For Christmas", "Thank God It's Christmas" - all diese legendären Weihnachtssongs stammen aus den 80s. Hier sind die Geschichten dazu.
"Jingle Bell Rock", "Driving Home For Christmas", "Thank God It's Christmas" - all diese legendären Weihnachtssongs stammen aus den 80s. Hier sind die Geschichten dazu.
Die Geburt dieses Queen-Weihnachtsongs ist alles andere als besinnlich. Bei Queen geht es gerade richtig turbulent zu. Die Single "Radio Ga Ga" und das neue Album "The Works" sind absolute Volltreffer und steigen weltweit hoch in die Charts. Freddie Mercury und seine Kollegen sind also voll eingespannt mit Interviews, Fernsehauftritten und Promotionstress.
Die Queen-Männer haben vor ihrer Tournee noch zwei Wochen Urlaub. Aber nix mit Erholung: Die Queen-Mitglieder sollen während ihrer Auszeit einen Weihnachtstitel schreiben. Aber nur Schlagzeuger Roger Taylor und Gitarrist Brian May steigern sich im Hochsommer in Weihnachtsstimmung und kommen mit Ideen zurück. Brian Mays Titel "I dream of christmas" trifft nicht den Geschmack der anderen. Also entscheiden sich die Vier für Roger Taylors Nummer "Thank god it's christmas", die sie noch vor dem Start ihrer "The Works"-Tournee aufnehmen.
Die Terminplanungen sind so dicht, dass nicht mal Zeit für ein Video bleibt. Aber das macht nix. Für Queen läuft's derzeit einfach rund: "Thank god it's christmas" wird trotzdem ein großer Erfolg und zählt heute zu den meistgespielten Weihnachts-Popsongs im Radio.
Der Benefiz-Song für Hungernde in Afrika wurde von Quincy Jones produziert und von Lionel Richie und Michael Jackson geschrieben. Das Team war eine absolute Top-Besetzung Mitte der 80s: Quincy Jones galt als erfolgreichster Produzent dieser Jahre, Lionel Richie hatte bereits zahlreiche Nummer-1-Hits geschrieben und Michael Jackson war spätestens seit dem Rekord-Album „Thriller“ insgesamt der größte Super-Star. Die Idee für den Song hatte Harry Belafonte, der Musik für ein Benefiz-Konzert suchte. Im Dezember 1984 kontaktierte er den Manager Ken Kragen, der Zugang zu zahlreichen Stars bot. Kragen überzeugte Harry Belafonte, dass nicht ein Cover-Song, sondern ein völlig neuer Song die besten Aussichten hätte, viel Geld zu sammeln. Inspiration für den Hit lieferte auch der Erfolg von „Do They Know It´s Christmas“ aus der Weihnachts-Saison 1984. So trafen sich am 28. Januar 1985 folgende Personen zur Aufnahme: Lionel Richie, Stevie Wonder, Paul Simon, Kenny Rogers, James Ingram, Billy Joel, Tina Turner, Michael Jackson, Diana Ross, Dionne Warwick, Willie Nelson, Al Jarreau, Bruce Springsteen, Kenny Loggins, Steve Perry, Daryl Hall, Huey Lewis, Cyndi Lauper, und Kim Carnes. Bob Dylan und Ray Charles waren ebenfalls dabei und Teil des Videos. Im Refrain singen außerdem Bette Midler, Smokey Robinson, The Pointer Sisters, LaToya Jackson, Bob Geldof und Sheila E. Im April landete der Hit dann – erwartungsgemäß – an der Spitze der amerikanischen und britischen Charts. In Deutschland dagegen erreichte er nur Platz 2 als Spitzenposition.
Der Klassiker von Bobby Helms wurde von Daryl Hall & John Oates 1983 neu aufgelegt. Geschrieben wurde die 1957-er Ausgabe von Joseph Carleton Beal und James Ross Boothe. In Amerika ist die Version von Daryl Hall & John Oates ein echter Klassiker geworden, ihr "Jingle Bell Rock" taucht immer wieder mal in den Charts auf und wird dort auch viel im Radio gespielt. Allerdings haben Hall & Oates in Deutschland nicht annähernd den Kultstatus, den sie in ihrer Heimat genießen; das Duo aus Philadelphia wird in Deutschland ja gerne in die One-Hit-Wunder-Ecke gestellt, dabei sind Daryl Hall und John Oates in den USA Megastars.
"Jingle Bell Rock" wurde in den 80ern nur als Singe veröffentlicht, und erschien auf keinem Album der Zeit. Erst 2006 brachten Daryl Hall & John Oates das dezidierte Weihnachtalbum "Home for Christmas" raus. Neben 11 weiteren Festtags-Liedern findet sich hier auch eine neue Aufnahme von "Jingle Bell Rock". Der Clou der Daryl Hall & John Oates-Version von "Jingle Bell Rock" aus dem Jahr 1983 war ja, dass beide Seiten der Single zwischen dem Duo aufgeteilt waren. Sie sangen das Stück nicht gemeinsam, sondern als Daryl's Version und John's Version. Die Fans konnten sie so für einen der beiden Sänger entscheiden. Für die 2006er-Ausgabe entschieden sich die beiden Sänger aber gemeinsam zu singen, weil der Gag mit einer A- und B-Seite ohne Vinyl-Platte keinen Sinn gemacht hätte.
Chris Rea nahm diesen Weihnachtsklassiker 1986 auf, geschrieben hatte er ihn schon Jahre zuvor, 1978. Er befand sich in einem langen Stau, raus aus London, zu seiner Familie in Middlesbrough. Er fragte sich, ob die anderen Fahrzeugführer auch auf dem Weg zu den Familien seien, und traf damit wohl einen Nerv.
Als Chris Rea nach der Fahrt zuhause ankam, fand er eine Brief seiner Plattenfirma, die ihm mitteilte, dass sein Hit "Fool (If You Think It’s Over)" in die Charts eingestiegen war. Auf einem Schlag wurde Chris Rea zu einem professionellen Musiker. Der Gedanke, einen Weihnachtssong aufzunehmen wurde verdrängt, denn nun standen für Chris Rea TV-Termine an.
Erst im Sommer 1986 nahm sich Chris Rea das Material wieder vor, allerdings in Sorge, dass ein Weihnachtssong seinem Image schaden könnte. Zudem floppte der Song bei der Erstveröffentlichung im November 1986, und konnte nur verhaltene Charterfolge einfahren. Dazu muss man wissen, dass Chris Rea Mitte der 80er in Deutschland noch keine große Rolle spielte. Erst 1985 konnte er mit dem Hit "Josephine" erstmals eine nennenswerte Chartposition erklimmen. Und einen Top-20-Hit in Deutschland hatte Chris Rea tatsächlich erst 1991 mit "Auberge", ein Song, der auch sein erster nenneswerter Erfolg in den USA war.
Die Wiederveröffentlichung 1988 war dann bereits ein kommerzieller Erfolg. Zudem war in den Folgejahren "Driving Home For Christmas" immer mal wieder in den Charts vertreten. Die heute meist im Radio gespielte Version wurde von Chris Rea 2009 aufgenommen und ist deutlich kürzer als die Version aus 1986. Den bisher größten Erfolg hatte "Driving Home For Christmas" in Deutschland übrigens an Weihnachten 2017 mit Platz sieben in den Charts.
Mit "Merry Christmas Everyone" hievt der walisische Singer-Songwriter Shakin 'Stevens einen der populärsten Weihnachtssongs der 80s in die Charts. Geschrieben von Bob Heatlie und produziert von Dave Edmunds, ist es die vierte Nummer-1-Single für Shakin 'Stevens in seinen heimischen UK Singles Charts.
Der Song liegt allerdings lange Zeit fertig in der Schublade bevor er veröffentlicht wurde. Die ursprünglich für Herbst 1984 geplante Veröffentlichung wurde um ein Jahr verschoben, um nicht mit dem außer Kontrolle geratenen Erfolg von Band Aids Charity-Single "Do They Know It's Christmas?" Die kommerzielle Strategie zahlt sich aus: Shakin' Stevens erreicht mit seiner Weihnachtsnummer Spitzenpositionen in UK und vielen weiteren europäischen Ländern. In Deutschland erklimmt "Merry Christmas Everyone" immerhin Platz 9 der Verkaufshitliste. Seitdem gehört der Klassiker von Shakin' Stevens zur Stammbesetzung vieler Bestseller-Weihnachtssampler.
Dann die Überraschung: Im Jahr 2007 stieg der Song erneut in die Top 30 des Vereinigten Königreichs ein. Dies liegt daran, dass nun auch Downloads in den UK Singles Chart mitberücksichtigt werden. Der Song wird kurz vor Weihnachten regelmäßig und fleißig runtergeladen. Ein kleiner "Last Christmas"-Effekt auch für Shakin' Stevens.
Ausgerechnet die politischen Frankie Goes To Hollywood haben einen der größten Weihnachtssongs der Popgeschichte geschrieben. Der Band ging es ja sonst um Themen wie Jugendkultur, Krieg, Drogen und Sex, insofern war dies ein Überraschungserfolg.
Vorgestellt hatten Frankie Goes To Hollywood den Song bereits in einer John Peel Radio Session der britischen BBC im Jahr 1983. Die Veröffentlichung fand Ende November 1984 statt. Das Lied ist kein klarer Weihnachtssong. Aber der Zeitpunkt der Veröffentlichung und das Video von Lol Creme und Kevin Godley bringt "The Power Of Love" eindeutig in diesen Kontext. Die Band befand sich zu diesem Zeitpunkt auf Tour in den USA, und stand für einen Dreh nicht zur Verfügung. Die beiden Regisseure (und Musiker, in den 80er hatten sie mit "Cry" einen großen Hit) kamen auf die Idee, einfach die Weihnachtsgeschichte nachzustellen, denn dafür würden sie die Mitglieder von Frankie Goes To Hollywood nicht benötigen.
Wie man es von Frankie Goes To Hollywood erwarten konnte, wurde Pathos mit Ironie gemischt. Der zitierte Bösewicht im Song ist eine Cartoon-Figur und die Maxi-Single von "The Power Of Love" setzt sich mit der vermeintlichen Zensur in den USA auseinander, zudem zitiert die Maxi-Single das Vaterunser. Bis heute betont Holly Johnson, Frontmann von Frankie Goes To Hollywood, in Interviews, dass "The Power Of Love" nicht als Weihnachtssong gedacht war.
Die herrliche Stimme von Annie Lennox und die elektronischen Klänge von Dave Stewart treffen auf einen Weihnachtsklassiker. Das Ergebnis ist einer der typischsten Weihnachpopsongs der 80er. Sozusagen ein New-Wave-Adventslied. Zum Original muss man nicht viel sagen: "Winter Wonderland" von Felix Bernard ist einer der der am öftesten gecoverten Songs dieser Jahreszeit. Die erste Aufnahme stammt aus dem Jahr 1934 von Richard Himber.
Die Eurythmics veröffentlichten "Winter Wonderland" in einer eher problematischen Phase. Im Herbst 1987 hatte das Duo noch das Album "Savage" veröffentlicht. Aber die großen Erfolge der frühen Alben waren mittlerweile nicht mehr zu erreichen. Schon zwei Jahre später kam die vorläufige Auflösung der Band. Ein erfolgreicher Song zu Weihnachten konnte in dieser Phase nicht schaden.
Im Oktober 1987 wurde das Album "A Very Special Christmas" auf den Markt gebracht: 15 Weihnachtklassiker zur Feier der "Special Olympics" . Das Album schlug ein wie eine Bombe. Es ging umgehend in die Top-20 der am besten verkauften Weihnachtsalben aller Zeiten in den USA. Vom Album wurden weit über zwei Millionen Platten verkauft. Keith Haring zeichnete das Cover. Und neben den Eurythmics waren auch The Pointer Sisters, Whitney Houston, Alison Moyet, Madonna und Sting mit einem Song aus dem 13. Jahrhundert dabei.